OLIVER DIGNAL | Kann Spuren von Walnüssen enthalten

Eröffnung: Freitag, 13.11.2015, 19 Uhr

Ausstellung: 14.11.–12.12.2015

Künstlergespräch: Freitag, 04.12.2015, 19 Uhr

In Oliver Dignals Arbeiten spielt schon immer der Nachbau oder das Modellhafte eine prägnante Rolle. Oft gilt sein Interesse den Strategien hinter Naturnachempfindungen, wie bspw. Dioramen und den Reibungsflächen von Original und Modellage. Er widmet sich also den Orten, an welchen wir uns an andere versetzt fühlen sollen. In seiner neuesten Arbeit Kann Spuren von Walnüssen enthalten nähert sich der in Frankfurt a.M. geborene Künstler diesem heterotopischen Prinzip in Eigenregie.

 

Oliver Dignal versucht den, von Astronaut Alexander Gerst in einer Dokumentation assoziativ beschriebenen Geruch des Weltalls zu rekonstruieren. Dieser Geruch ist nur in bestimmten Momenten und nur in der Atmosphäre der Raumstation existent, in Gänze und für den Menschen im Vakuum des Alls nicht wahrnehmbar. So geht es hier nicht darum wissenschaftlich vorzugehen, sich möglichst objektiv zu informieren, sondern Gerst zum Stellvertreter unserer aller Wahrnehmung werden zu lassen. Seine beiläufige Aussage wird so zum Impuls Möglichkeiten zu finden, den Geruch des Alls auf Erden erfahrbar zu machen, sowie zum Aufhänger für die gesamte Ausstellungsthematik.

 

Mit Fotografien von Flugzeugen im Parabelflug wird ein weiterer Simulationsmoment aufgegriffen. Während der abgebildeten Kurvenflüge wird die Schwerkraft im Innenraum von beinahe senkrecht aufsteigenden Flugzeugen für kurze Momente außer Kraft gesetzt, Astronauten so zu Übungszwecken in den Zustand der Schwerelosigkeit versetzt. Indem die gezeigten Bilder nur an einem einzigen Nagel, an einem bestimmten Punkt des Bildes gehängt sind, kippen die auf ihnen gezeigten Flugzeuge optisch wieder in die Waagrechte. So wird die Hängung zur indexikalischen Verkörperung der Schwerkraft, die bildinhaltlich eigentlich überwunden wird. 

 

Akustisch ist der Ausstellungsraum von unregelmäßigem Knacken und Knarzen erfüllt. Papierknäule, welche sich in einer Videoprojektion in spontanen Schüben entfalten, dann wieder regungslos da liegen, bereiten die Geräuschkulisse. Im Spannungsfeld von Ausdehnung und Stagnation, Fotografie und Video ist der Betrachter stetig geneigt zu glauben, dass in gewissen Momenten jegliche Energie aus dem komprimierten Papier entwichen, das Objekt komplett erstarrt sein müsse.

 

Der Titel Kann Spuren von Walnüssen enthalten ist hier keine juristische Absicherung, sondern im Gegenteil, spekulativer Anreiz, die Eröffnung eines Spielraums von Behauptungen, der sich in weiteren fotografischen, wie installativen Bestandteilen fortsetzt. Letztlich ist die Ausstellung in diesem Sinne keine Repräsentation des Alls, vielmehr wird der Betrachter im Umgang mit den Versatzstücken einer Weltall- und Raumfahrtästhetik auf die Potenziale seiner eigenen Wahrnehmung und ihre irdischen Parameter zurückgeworfen. 

 

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