JANA SEEHUSEN | cut.
Eröffnung: Freitag, 5. September 2008, 19.00
Ausstellung: 6. bis 20. September 2008
Cut. Ein Schnitt in die Realität. Eine Zäsur mitten hinein in die an uns vorbeiziehenden Horizonte medialer Inszenierungen. Jana Seehusens alltägliche Schnitte „erinnern an eine Labortätigkeit im Bereich mentaler Produktion und Rezeption. Hier ist von Basismaterial und Substraten die Rede, von Fragmenten und vom Prozess, von Isolation und Montage.“ (Veronika Darian)
Das Basismaterial bilden Tageszeitungen. Aus diesen wird Bild- und Textmaterial ausgeschnitten, analysiert und archiviert. Es entsteht ein >tagesarchiv< mit Pressebildern und Textfragmenten, die Seehusens Rohstoff für weitere Arbeiten bilden. In der Entkopplung von Wort und Bild zeigt sich das oszillierende Beziehungsgeflecht von Vorstellungs- und Medienbild, wird die Kluft zwischen Dokumentation und Fiktion, Authentizität und Inszenierung wahrnehmbar. Die ‚ikonische‘ Verfasstheit von westlicher Welt sowie die Repräsentation dieser Wirklichkeit in der medialen Welt stehen zur Disposition.
Cut. Seehusens aktuelle Serie >endlich diese wirklichkeit< verhandelt gegenwärtige Pressebilder, die formale Ähnlichkeiten aufweisen, inhaltlich jedoch aus disparaten Kontexten stammen. Im Mittel der Montage wird jeweils eine bestimmte Auswahl von Bildmotiven zu Handlungssträngen einer Panoramasequenz komponiert. Die Akteure verschiedener voneinander isolierter Ereignisse werden in einem simultan anmutenden Bildraum zueinander positioniert. Dieserart wird suggeriert, sie seien kausal und chronologisch miteinander verknüpft. Tatsächlich verhandeln sie jedoch völlig voneinander losgelöste Ereignisse oder Geschehnisse, die weltweit an verschiedenen Orten zu unterschiedlichen Zeiten stattgefunden haben. Parallel dazu werden vorgefundene Textfragmente neu kombiniert und als narrative Fetzen hörbar gemacht. Die Methoden der Bild- und Textproduktion oszillieren dabei zwischen dokumentarischen Abbildungsstrategien und Referenzen von inszenierten bis zu filmischen Erzählstrukturen. In einem Beziehungsgeflecht aus Geschichtserfahrung und Gegenwartsgesellschaft werden so nichtlineare Erzählungen im Spannungsfeld subjektiver und kollektiver (Bild)Erinnerungen konstruiert: ein Handlungsspielraum für die Bedeutungsproduktion.
Cut. Willkommen in der Wirklichkeit.