ULRIKE KOLB | Hinter den Hügeln

Eröffnung: Freitag, 24. Februar 2012, 19.00 Uhr
Ausstellung: 25. Februar bis 24. März 2012
 
In der Ausstellung „Hinter den Hügeln“ präsentiert Ulrike Kolb fotografische Arbeiten aus zwei fortlaufenden Werkreihen, deren Motive auf den ersten Blick gegensätzlicher nicht sein könnten: Atmosphärische Landschaften treffen auf triste Zweckarchitektur; hauchzarter Raureif, spiegelndes Wasser, aufsteigender Dunst auf harte Kanten, geometrische Linien und kontrastierende Flächen; weitläufige Aussichten auf begrenzte Ansichten. 

Ulrike Kolbs Gefühl für die Schönheit bestimmter Landschaften, ganz gleich ob sie diese in Bayern, Brandenburg oder Südafrika aufnimmt, scheint an der romantischen oder auch niederländischen Malerei geschult zu sein. So malerisch das Sfumato ferner Bergketten, das zarte Grün von Baumgruppen im Mittelgrund, die leuchtende Transparenz eines Sees im Vordergrund wirkt – es sind dennoch genuin fotografische Bilder. Entscheidend ist der besondere Moment, eine einmalige Stimmung, ein glückhafter Augenblick, für die es im Englischen den schönen Begriff bliss gibt. Wie das Wort lautmalerisch kundtut, kommt ein bliss nicht ohne Spannung aus – in Kolbs Landschaften rühren sie von zivilisatorischen Schnitten ins Weichbild der Natur: der kalt-türkisfarbene Streifen eines Schwimmbeckens, Kunststoffbojen im Wasser, eine Ziegelmauer vor dem Bergpanorama. 

Die Werkreihe Im Haus der Stadt wird dominiert von der Vertikalen, von geraden Linien und Flächen, von kontrastreichen Licht – und Schattenzonen. Die in fragmentierenden Ausschnitten gezeigten architektonischen Formen und ihre Materialien sind einfach und funktional, die Orte anonym und unspektakulär. Mit ihrer Rahmung verleiht Ulrike Kolb diesen unscheinbaren Ansichten jedoch eine ästhetische Qualität, indem sie etwa die skulpturale Eigenschaft von Treppenstufen und Hauseingängen herausarbeitet oder auch die grafische Wirkung von Fliesenböden, Fensterreihen und Wellblechverkleidungen. Stets aber hält sie eine Balance zwischen Abstraktheit und Konkretion, zwischen der Ästhetik von Farbflächen und der Haptik von Oberflächen, deren Gebrauchsspuren eine zeitliche Dimension in die räumlichen Anordnungen bringen. 

So unterschiedlich die beiden Werkgruppen zunächst erscheinen – gemeinsam ist ihnen die Genauigkeit der Komposition, die Subtilität der Farben, die präzise Rahmung. Ulrike Kolbs Interesse gilt der Frage, was passiert, wenn unsere dreidimensionale Welt auf eine zweidimensionale Oberfläche gebannt wird. In diesem Interesse schließen die Außenaufnahmen von o.T. (Landschaften) und Im Haus der Stadt an frühere Arbeiten Kolbs an, die Museumsdisplays, Postkartenausschnitte oder Papierkulissen zum Gegenstand hatten. Ihr Experiment ist jedoch keinesfalls didaktischer Natur, kein Zeigefinger mahnt den Betrachter wachsam zu sein und sich nicht der Verführung der Bilder hinzugeben. 

Susanne Holschbach

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