JANA SEEHUSEN | *tagesarchiv

Eröffnung: Freitag, 2. Oktober 2009, 19.00 Uhr
Ausstellung: 3. bis 24. Oktober 2009
 
Lösen Bild und Affekt Wort und Argument ab? Wie ordnen fotografische Bilder unsere Welt? Sind sie tatsächlich so wirkungsmächtig, wie heute diskutiert wird? Mit ihrer Installation*tagesarchiv positioniert sich Jana Seehusen zwischen solchen aktuellen Fragen mit einer offenen Mischung aus Wort und Bild: Mittels Schlagzeilen und Pressefotos entwirft sie ein vieldeutiges Gewebe, in dem Text und Bild sich wechselwirkend durchdringen. 

Neben bildnerischen Werkstücken (Zeichnung, Montage, Video, Buch) wird im Zentrum der Ausstellung Seehusens persönliches >tagesarchiv<, eine seit 2005 täglich fortgeführte Sammlung von Pressebildern und Textfragmenten, räumlich begehbar gemacht. Dabei tritt das Prinzip der Montage als zentrales Moment in Seehusens Werk zutage. Während sie in ihren Panoramasequenzen >endlich diese wirklichkeit< Bildmotive verschiedener voneinander isolierter Ereignisse beinahe nahtlos zu neuen Handlungssträngen montiert, fallen einem in ihrem >tagesarchiv< die rohen Schnitte sofort ins Auge. Mit der Entkopplung von Wort und Bild zeigt sich das schillernde Beziehungsgeflecht von Vorstellungs- und Medienbild; die Kluft zwischen Dokumentation und Fiktion, Authentizität und Inszenierung wird wahrnehmbar. 

Mit dem Wort|Bild|Archiv als Rohstofflager und Ausgangspunkt der Arbeiten öffnet sich zugleich ein vielschichtiger Raum der Wiss|Begierden und Sammel|Obsessionen in einer Allgegenwart medialer Bilder. Neben verschiedenen Ordnungs- und Bedeutungsmustern in Seehusens Arrangements von Wort und Bild entstehen Wort|Bildverdichtungen, die Querbezüge zwischen Sammeln, Bewahren & Archivieren auf der einen und Gedächtnisprozessen wie kollektiven Bildspeichern auf der anderen Seite aufscheinen lassen. 

Mit *tagesarchiv entwirft Seehusen einen Ort für Verfahrens- und Umgangsweisen mit Wort und Bild. Detailliert und beziehungsreich fordern die Text|Bildgeflechte unsere Wahrnehmung ebenso heraus wie die Erinnerung an bestimmte mediale Personen und Ereignisse. Die jedem Einzelnen überlassene Montage von Versatzstücken aus diesem Wort|Bild|Archiv erlaubt fortlaufend neue Annäherungen an die Welt, indem die Grenzen zwischen Fiktion und Dokumentarischem ebenso wie die zwischen Wort und Bild bald kaum mehr auszumachen sind. Willkommen in der Wirklichkeit.

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